Quantcast
Viewing latest article 6
Browse Latest Browse All 10

Die Leiden des jungen W.

oder

„Wie man mit dem Mähdrescher schwadroniert“

Und was kümmert mich denn die Schwerkraft wenn ich in der Schwerelosigkeit eines Gedankens schweben darf, wirklich schwer ist bloß Gedankenlosigkeit.
„Ei, ihr Stil ist mir nicht genehm, ich verstehe ihre Gedanken nicht…“, also sprach ein Meister der Durchschnittlichkeit, ein Prediger des ewigen Mittelmaßes. Der gesamte Bildungsanspruch, zumindest des 21. Jahrhunderts, doch ich prophezeie, des gesamten 3. Jahrtausends, wird in der Mittelmäßigkeit liegen. Dass die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts „Intellektuelle“ wie Max Frisch oder Günther Grass hervorgebracht hat, hätte uns doch aufrütteln müssen und waren nicht die Bilder Mondrians schon ein böses Omen? Die Flucht in völlige Formlosigkeit und Unfassbarkeit, denn Ungegenständlichkeit gehört fast schon zum guten Ton, ist eine Demokratisierung der Kunst, jeder darf kosten, jeder darf abschmecken, jeder darf mitmischen – viele Köche verderben bekanntlich den Brei. Die Demokratie ist hierbei eine Lehre des Maßes? Welchen Maßes? Ja freilich, des Mittelmaßes.

Dort wo die Philosophie sich als sich selbst verwirklichen könnte, dort wo sie ihren wissenschaftlichen Irrweg verlassen könnte, überlässt sie das Feld einem plappernden und schmierenden Haufen Minderbemittelter. Philosophie, nicht Philosophie der Kunst, sondern Philosophie als Kunst muss die Vision des 4. Jahrtausend sein, Kunst als Disziplin die sich noch, oder wieder echten Größenwahn erlauben darf.

Dort draußen gibt es Sauertöpfe, die sagen: „Nun das ganze lässt ja Potenzial erahnen aber…“ Was heißt hier: Aber? Warum sollte man sich erniedrigen ein Schüler des Gestrigen zu sein, wenn man ein Schaffender von Morgen sein kann? Dies ist die Sprache mit der das Nichts überwunden wird, mein Freund. Ich bin ein Hütchenspieler des Wortes, du Clown der Wissenschaft. Während die Kunst sich in den Weiten zwischen dem Nirgendwo und dem Irgendwo, hinter dem Sosein und dem Gegenteil des Soseins versteckt, greift Wissenschaft um sich.

Wäre der 300. Kommentar zu einem der großen Werke, wiederum nur ein Abfallprodukt welches der Autor aus dem Ärmel schüttelte, wäre dieser Text nicht entstanden, heute jedoch bestehen ganze Lebenswerke aus Sägespänen, aus Auslegungen, Erläuterungen und Ausdeutungen des – Vorhandenen.

Wissenschaft ist die Tätigkeit des Viehs, Vorhandenes wird geschluckt, gekaut und erbrochen, sodann wird das Erbrochene wieder geschluckt und erneut gekaut, dieser Vorgang wiederholt sich solange bis es nichts mehr gibt was vorhanden wäre, was es zu schlucken gäbe.

„Ich kann basteln“, sagte ein Handwerker der Praxis. „Ich kann zaubern“, antwortete ein Magier der Theorie.“ Das wir eine Methode über uns stellen ist unsere Schwäche. Warum sollte ich Wahrheit finden wollen wenn ich überzeugen kann? Warum stammeln wenn ich sprechen kann? Warum sollte ich das Denken als bloßes Mittel sehen, wenn es doch Zweck, Selbstzweck sein kann. Das Denken um des Denkens willen ist – der gute Gedanke.

Wohlan ihr Ritter und Recken, es gilt eine Festung zu erstürmen, das Bollwerk der Wissenschaft muss vernichtet werden, auf dass keine andere Burg über uns stehe als die unserer Gedanken.

Und dass mir keiner vorwerfe ich adaptiere Max Stirners Sprache: Wenn in einigen Jahren oder Jahrzehnten mein Stil in seinem Zenit stehen wird, werde ich fragen dürfen: Wer verdammt war Max Stirner?

Das alles klingt überheblich? Natürlich, eben das ist die verzwickte Sache mit der Arroganz, wenn man sie nötig hat kann man sie sich nicht leisten und wenn man sie sich leisten kann hat man sie nicht mehr nötig. Ich gestehe, ich habe sie nötig obwohl ich sie mir noch nicht leisten kann. Und wenn ich sie mir leisten kann? Warum nicht nehmen was man nicht nötig hat, Arroganz als Luxus.


Viewing latest article 6
Browse Latest Browse All 10